Abfuhrwesen. Zur Beseitigung der Auswurfstoffe haben bisher nur die
einfacheren Systeme des A. in den deutschen Schutzgebieten Eingang
gefunden.
Die Eingeborenen in Afrika und der Südsee
setzen ihre Exkremente in der Regel in der Nähe ihrer Hütten, auf ihren Feldern oder im Busch ab. Nur die höherstehenden Rassen (Araber, Inder usw.) und einzelne Volksstämme
der Eingeborenen besitzen in oder bei ihren Hütten Abortgruben. Die
Gefahr
der Verseuchung infolge der freien Ablage ihrer Exkremente ist bei den
Eingeborenen, solange sie sich selbst überlassen bleiben, im allgemeinen
nicht sehr groß, weil sie selten in großen, eng zusammengebauten
Gemeinwesen
wohnen. Sobald die Eingeborenen aber in größeren Massen zusammenwohnen,
wie auf Plantagen, bei Bahnbauten, in größeren Städten,
kommt der hygienische Schaden dieses Verfahrens zutage. Es treten dann
häufig Darmkrankheiten, Typhus, Ruhr und ganz besonders die Wurmkrankheit (Ankylomostiasis, s. Ankylostomum duodenale) auf. Die Verwaltung ist deshalb überall in den
Schutzgebieten
und an vielen Orten mit gutem Erfolg bemüht, die Eingeborenen an den
regelmäßigen
Gebrauch von Aborten zu gewöhnen und ihnen Anleitung zur Anlegung
hygienisch
zweckmäßiger Aborte zu geben. In den
größeren
Ansiedlungen werden öffentliche Aborte für Eingeborene gebaut, in den Plantagen für die
Arbeiter. Die Europäer haben früher wie die Araber, Inder und
sonstigen
besseren Eingeborenen Sickergruben in ihren Häusern benutzt. Diese
Gruben haben jahrelang ihren Dienst getan; wenn sie sich füllten, wurden
sie zugeschüttet und andere ausgehoben. Eine Verseuchung des Bodens war,
solange die Ansiedlungen klein blieben und keine Brunnen
in der Nähe der Gruben waren, kaum zu befürchten. Die größeren
Ansiedlungen
sind jetzt meist zum System der Tonnenabfuhr übergegangen, wobei
verschließbare
Tonnen, deren Leerung in der Regel vertragsmäßig Abfuhrunternehmern
übertragen
ist, zur Benutzung kommen. Schwemmkanäle, welche die Fäkalien direkt ins
Meer oder in einen Fluß abführen, besitzen bis jetzt nur einzelne
Gebäude
oder Gebäudegruppen. Zu einem allgemeinen Schwemmkanalsystem hat es bis
jetzt außer Tsingtau noch keine der
deutschen
Tropenstädte gebracht, obgleich die Lage an der Meeresküste für viele
Städte die Einrichtung dieses Systems erleichtern würde. Ausreichende
zentrale Wasserversorgung, die meist noch fehlt,
bildet häufig die vorher noch zu lösende Aufgabe.
Steudel. |