Amboland. Unter A. versteht man in der Regel nur das von den Ovambo
(s.d.) bewohnte Gebiet in Deutsch-Südwestafrika.
Doch ist festzuhalten, daß die deutsche Grenze die diesem Volke als Wohnsitz
dienenden Gegenden etwa in der Mitte schneidet, so daß also ein nicht
geringer Teil der im weiteren Sinne als A. zu bezeichnenden Landschaften
in der portugiesischen Angolakolonie liegt. Hier soll indessen nur auf
den deutschen Teil, des A. eingegangen werden. Das innerhalb des
Schutzgebietes
von Ovambo eingenommene Gebiet erstreckt sich von 14° ö. L. bis etwas
über 17° hinaus nach Osten. Nach Süden reicht es etwa bis zum 19° s.
Br.,
bis in die Nachbarschaft der großen Etoschapfanne. Die Größe des Ganzen
beträgt somit nicht mehr als rund 40000 qkm; das A. kommt damit an
Ausdehnung
etwa der Provinz Schlesien gleich, beherbergt aber, obwohl es nur etwa
ein Zwanzigstel der Gesamtfläche des Schutzgebietes bildet, doch
wenigstens
den dritten, wenn nicht gar einen noch größeren Teil seiner
Gesamtbevölkerung.
Das A., trägt einen ausgesprochen ebenen Charakter. Seine Höhe beträgt
zwischen 1000 und 1100 m, und innerhalb dieser Grenzen bewegen sich
höchstwahrscheinlich
alle im Lande vorkommenden Höhen. Selbst Hügel fehlen hier, und kaum ein
Teil der außerhalb der Kalahari und des
Okavangogebiets gelegenen Landschaften zeichnet sich durch eine so
durchgehende
Flachheit aus wie dieses Gebiet. - Auch in den hydrographischen
Verhältnissen
äußert sich dieser Charakterzug des Landes in mehrfacher Hinsicht. Bei
der Geringfügigkeit der Höhenunterschiede vermochten selbst die nach der
Etoschapfanne gerichteten Rinnsale eigentliche Täler nicht aus der
flachen
Landschaft herauszuarbeiten. Zwischen Olukonda und der Pfanne beträgt
das Gefälle selbst in der Luftlinie 1 : 2500, eine im außertropischen
Südwestafrika kaum wieder vorkommende
Verhältniszahl.
Mit seiner Zugehörigkeit zum Etoschagebiet rechnet ferner ein großer
Teil
des A. zu den abflußlosen Landschaften des Schutzgebiets. - Das Klima des A. ähnelt zwar im Gange der Temperatur dem des nördlichen Hererolandes,
unterscheidet
sich aber von ihm durch die größere Höhe der Temperaturen (s. den
Abschnitt
Klima, Allgemeiner Teil). Jedenfalls sind diese zu hoch für den
Nordeuropäer,
der körperlich anstrengende Arbeit leisten will. Wenn L. Schultze
betont,
daß die Temperaturhöhe kein Hindernis für eine Besiedelung des
Ambolandes
abgeben würde, so irrt er darin. Bei der Bedeutung des Gegenstandes ist
daran zu erinnern, daß dem schon die geringe Jahresschwankung bei den
an und für sich hohen Temperaturen widerspricht, denn sie beträgt hier
2-3° weniger als im Hererolande. Während ferner die Mittel der
Temperatur
selbst im kühlsten Monat nur um 2° hinter derjenigen von Moschi
in Ostafrika zurückbleiben, beträgt
die höchste Durchschnittstemperatur, die des November, beinahe 4° mehr
als in dem angeführten, nur wenig höher gelegenen tropischen Ort. Zudem
sind die sommerlichen Minima zu hoch, als daß die Nächte eine ähnliche
Erfrischung zu bringen vermöchten, wie sie im Hererolande eigentlich in
allen Jahren beobachtet wird. Die Niederschläge
(s. Deutsch- Südwestafrika, 3. Klima) sind reichlicher als im Süden,
aber
sie haben bei der Flachheit des Landes eine Durchfeuchtung des Bodens
zur Folge, die, im Süden unbekannt, zu weiteren Unzuträglichkeiten in
gesundheitlicher Hinsicht führt. Schwerere Fieber
als im Hererogebiet und manche andere Krankheiten, namentlich aber eine
größere Schwüle, sind die Folge davon, und besonders der zuletzt
angeführte
Umstand verbietet ebenfalls eine spätere Besetzung des Landes mit weißen
Ansiedlern. - Günstig wirken diese Niederschläge allerdings in jeder
anderen
Beziehung auf das Land; obwohl auch eine längere Trockenzeit die
sommerlichen
Regen unterbricht, ist der Norden des
Landes
nicht mehr von Steppenwuchs bedeckt, sondern er wird von einer Waldzone
eingenommen, die allerdings zur Trockenzeit nicht den gleichen Anblick
gewährt wie im Sommer. Der Wald erscheint
dann weniger dicht, der Boden nackt und die Bäume selbst entbehren der
Blätter. Anders in der Regenzeit; die Waldungen bieten dann ein völlig
entgegengesetztes Bild, und ihr dichtes grünes Laubdach läßt nur selten
einen Sonnenstrahl ungehindert hindurch. Seinen tropischen Charakter
offenbart
das A. auch in der Häufigkeit der Palmen,
die stellenweise in größeren Beständen auftreten. Die Tierwelt ist, wie
aus der nördlichen Lage des Landes hervorgeht, eine Übergangsfauna
zwischen
den im außertropischen Schutzgebiete
verbreiteten Arten und denen des wasserreicheren Sambesigebiets. Doch
ist ihre Entwicklung bei der verhältnismäßig dichten Bevölkerung
keineswegs
so sehr in die Augen fallend wie selbst heute noch in den weniger stark
besiedelten Landschaften des Schutzgebiets. Über die Bevölkerung s. Ovambo.
Literatur: H. Schinz, Deutsch-
Südwestafrika.
Lpz. 1891. - G. Hartmann, Das Amboland,
ZGErdk. 1902.
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