Flechten wurden früher für eine eigne Abteilung des Gewächsreiches
gehalten,
jetzt weiß man, daß es Pilze (Askomyzeten und Basidiomyzeten) sind,
welche
mit Algen (Schizophyzeen und
Chlorophyzeen)
derart in Symbiose leben, daß sie auf
den Algen entweder nur parasitisch vegetieren oder aber mit denselben
eine Vereinigung, ein Konsortium, bilden, das besondere, bei den Pilzen
nicht vorkommende Wachstumserscheinungen zeigt. Die Fruchtkörper der F.
sind solche des Pilzkomponenten, meist sog. Apothezien, die in
Schläuchen
(Asci) Sporen entwickeln. Als Standorte wählen sie je nach
der Art den Erdboden, die Rinde von Bäumen oder nacktes Gestein und
entziehen
der jeweiligen Unterlage das Wasser mit den darin gelösten Nährsalzen
durch feine Fäden (Rhizinen), die zugleich als Haftorgane dienen. Die
F. sind ausgezeichnet dadurch, daß sie besonders auffällig da auftreten,
wo aus klimatischen Gründen keine andere Vegetation
mehr möglich ist, also in der arktischen und antarktischen Zone und auf
den Spitzen der höchsten Gebirge. Ihre Resistenz ist darin begründet,
völlig austrocknen zu können, ohne dadurch an Lebenskraft einzubüßen.
- In Reiseschilderungen häufig erwähnt werden die Bartflechten (Usnea), die in Form langer,
bleicher
Strähnen namentlich von den Bäumen tropischer Gebirgswälder herabhängen,
ferner das Renntiermoos (Cladonia rangiferina), das auf den Tundren
Asiens
den Renntieren als Hauptnahrung dient. Farbstoffe gibt die Orseille (Rocella tinctoria) und die Lackmusflechte (Rocella fusciformis). Die
felsenbewohnenden F., die gewöhnlich als Farbige
Krusten das Gestein überziehen, sind dadurch wichtig, daß sie infolge
von Säureausscheidung die Verwitterung
einleiten und so zur Herstellung einer Ackerkrume beitragen.
Volkens.
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