Nachtigal, Gustav, Afrikaforscher, Dr. med., geb. 13. Febr.
1834
zu Eichstädt bei Stendal, gest. 20. April 1885 auf der Höhe von Kap
Palmas.
N. war zunächst Militärarzt und wurde 1863 durch ein Lungenleiden
veranlaßt,
sich in Algerien, später in Tunis niederzulassen. 1868 wurde er durch Rohlfs (s.d.) veranlaßt, die Überbringung der
Geschenke
des Königs von Preußen an den Sultan in Bornu
zu übernehmen. Er brach im Januar 1869 von Tripolis auf, erreichte Murzuk
im März und machte von dort aus zunächst eine schwierige und gefährliche
Reise nach Tibesti, das außer ihm noch von keinem Europäer betreten ist.
Nach längerer Gefangenschaft rettete er sich durch die Flucht aus Bardai
und kehrte nach Murzuk zurück. Erst im April 1870 konnte er nach dem Sudan
aufbrechen, erreichte Bornu im Juli und blieb dort bis zum Schluß des
Jahres.
Er bereiste dann von Kuka aus das Wüstengebiet östlich des Tsadsees bis
Borku (März 1871 bis Jan. 1872) und Bagirmi (1872). Im März 1873 verließ er endgültig
Kuka, wandte sich zunächst nach Wadai, das er als erster Europäer
erforschen
und lebend verlassen konnte. Im Jan. 1874 setzte er seine Reise durch Dar-
Fur
und Kordofan fort und erreichte schließlich nach 6jähriger Abwesenheit in
Innerafrika Ägypten. Die Ergebnisse dieser Reise, die zu den besten
Leistungen
afrikanischer Forschungstätigkeit zählen, hat N. in seinem vortrefflichen
Werk: Sahara und Sudan niedergelegt (I und II, Berl. 1879/81; III,
herausg.
von Frau E. Groddeck, Lpz. 1889). Von dem deutschen Kolonialbesitz fällt
das Tsadseegebiet in N.s Forschungsfeld. N. wurde 1882 zum Generalkonsul
in Tunis ernannt. 1884 wurde er durch den Kreuzer "Möve" abgeholt, um die
Besitzergreifung von Togo, Kamerun und Deutsch-Südwestafrika vorzunehmen, welcher Aufgabe er
sich mit großer Gewissenhaftigkeit und Energie unterzog. Er starb an Bord
der "Möve" und wurde zunächst auf Kap Palmas, später bei dem
Nachtigaldenkmal
in Duala beigesetzt.