Ruanda, Landschaft, Sultanat und Residentur in Deutsch-Ostafrika von 25 300 qkm Größe.
R. nimmt den äußersten NW des Zwischenseengebietes (s.d.), damit der
ganzen
Kolonie ein. Virungavulkane, Kiwu, Russisi (s.d.) sind die Grenzen im N und W, ein
Teil
des Akanjaru und der Kagera (s.d.) im S
und O. Abgesehen von den Vulkangipfeln liegen die höchsten Teile von R.,
die an der Grenze gegen das vulkanische Land 2900 m und im S, im Gabge, fast 2800 m erreichen, dicht an den
Steilabfällen
zum Kiwugebiet des Zentralafrikanischen Grabens (s.d.). Dessen
aufgewulsteter
Rand setzt sich aus Urgestein vieler Art zusammen, intensiv gefaltetem Gneis
und Granit mit stark zertalter Oberfläche. Nach O senkt
sich dies Gebiet langsam und grenzt in einer Stufe, vielleicht einem
Bruch,
der westlich des südnordlaufes des Akanjaru ziemlich geradlinig verläuft,
gegen das Schollenland der
Zwischenseenformation
(s. Zwischenseengebiet) mit
ihren sanfteren Formen. R.s Anteil an letzterem
weniger zerschnittenen Gebiet ist Nieder-, das Urgesteinsland Ober - R.;
das Gebiet der Virunga (s.d.) ist ein besonderer Landesteil. - Die
Temperaturen
von R. sind zum Teil etwas weniger niedrig, als es den bedeutenden Höhen
entspricht. Die Station Ruasa der Weißen
Väter
(s.d.), im Norden am Ruhondosee in 1850 m Mh., hat ein Jahresmittel von
17,4°. Die beiden wärmsten Monate sind September, 17,9°, und März 17,7°,
die beiden kühlsten Mai, 17,1°, und Dezember, 16,5°; die mittlere tägliche
Schwankung beträgt 11,0°. Die Verteilung der Temperaturen über das Jahr
ist also die des Äquatorialklimas (s. Deutsch-Ostafrika 4), während die
des Regens an den meisten Orten aus einer nur durch ein geringes
Nachlassen
geteilten ziemlich langen Regen- und einer kürzeren Trockenzeit besteht.
In den höheren Landesteilen ist eigentlich nur Juni und Juli trocken.
Dabei
sind hier die Regenmengen ziemlich hoch; Ruasa hat 1256 mm (fünfjähr.
Mittel),
Kigali in 1450 m gegen 1000 mm, Issawi
im Süden in 1785 m: 1070 mm (vierjähr. Mittel). Geringer scheinen die
Regen
von Nieder - R. zu sein: Nsasa hat 909 mm
(vierjähr. Mittel). Nieder - R. hat auch weniger kräftige Vegetation, ist
aber reich an Seen- und Papyrussümpfen. Man nimmt an, daß Ober - R. einst
ganz von tropischem Höhenwald bedeckt war, der aber meist der
Weidewirtschaft
und dem Ackerbau zum Opfer gefallen ist
(s. Tafel 169); Bugoie-,
Rugege- und Gaharowald sind kleine, wenn auch an
und für sich stattliche Reste des großen Waldlandes. Ober - R., mit 2200
m mittlerer Höhe, ist in erster Linie ein bedeutendes Weideland. Hier
steht
der größte Teil der Langhornrinder der Watussi
(s.u.), deren Zahl für ganz R. auf eine Million geschätzt wird. Daneben
hat R. etwa ebensoviel Kleinvieh. Diese
stattlichen Zahlen sind im Verhältnis zur Einwohnerzahl nicht allzugroß.
Deren Schätzungen gehen freilich noch weit auseinander; die amtliche von
Anfang 1913 nimmt 2 Mill. an. Hiervon sind nur etwa 59 000 hamitische
Watussi
(s.d.), etwa 15 000 Batwa - Zwerge (s. Batua), alle übrigen sind Wahutu (s.d.). Diese Zahlen ergeben eine
durchschnittliche
Volksdichte von fast 80 für R. Sie wird von der einiger Landesteile wohl
erheblich übertroffen. Andererseits gibt es so große fast unbewohnte
Gebiete,
daß die oben angegebene Bevölkerungsziffer reichlich hoch gegriffen
erscheint.
An nichteingeborenen Farbigen gab es Anfang 1913: 97, an Europäern in R.
78, 11 Missionsstationen liegen im Land. Europäische Händler werden nur
in ganz beschränktem Maß, europäische Ansiedler gar nicht zugelassen, da
man Schwierigkeiten mit der zwar recht friedlichen, aber noch sehr wenig
an Europäer gewöhnten Bevölkerung. fürchtet. Der Bau der Ruandabahn (s.d.
und Kagera) wird auch in dieser Hinsicht vieles
gründlich
verändern. Der Eingeborene Herrscher von R., Msinga
Juhi, wohnt in Njansa in der Provinz Nduga
Ober -R.s, der kaiserliche Resident in Kigali (s.o.) genau in der
Landesmitte;
er hat 100 Farbige Polizisten zur Verfügung. Die 11. Kompagnie der
Schutztruppe
steht in Kissenji, 1 1/2 km von der
Grenze
gegen die belgische Kongokolonie, am Kiwu (s.d.), ein Zug im Offiziersposten Mruhengeri am Fuß der Virunga (s.d.), 1876 m ü. d. M.
Literatur s. Zwischenseengebiet. - Ferner: R. Kandt, Caput Nili,
Berl. 1904. - Adolf Friedrich, Herzog zu Mecklenburg, Ins
innerste Afrika, Lpz. 1909. - Hans Meyer, Reiseberichte aus Ruanda und Urundi,
M. a. d.
d. Sch. XXIV, 1191. Uhlig.
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