Tanga (= Segel, Kisuaheli,
nach der Form der Toteninsel, s.u.),
die nördlichste Hafenstadt von Deutsch-Ostafrika am Indischen Ozean und
die zweitwichtigste des Schutzgebietes; es ist Sitz des Bezirksaints für
den leichnamigen Bezirk. - 1. Die Stadt T. liegt an der T.bucht, einer
Vereinigung
der Creeks (s.d.) des Sigi (s.d.) mit dem des
kleineren Mkulumusi. Die auf der Grenze beider Gebiete gelegene Toteninsel
schließt mit dem Ras (Kap) Kasone zusammen das eigentliche ziemlich
geschützte
Hafenbecken ein (s. Tafel
187), das Schiffe bis zu 8 m Tiefgang aufnehmen
kann. Der Verkehr mit dem geräumigen Pier der Usambarabahn (s. Eisenbahnen I a), in den die Geleise der Bahn
münden, wird durch Leichter vermittelt. Der Ort selbst liegt an der
südlichsten
Stelle der Bucht, oberhalb der etwa 15 m hohen Steilküste, in deren Hang
pleistozäne Lehme, Sande und Knollenkalke aufgeschlossen sind, nicht aber
eigentlicher Riffkalk. Letzterer tritt an der Toteninsel und weiter
nördlich
auf. T. liegt im Gebiet des Monsunklimas (s. Deutsch-Ostafrika 4) mit drei
Regenzeiten, die freilich gerade hier oft unregelmäßig
verlaufen, manchmal ausfallen. Im bisher regenreichsten Jahr fiel über
viermal
so viel Regen als im trockensten. Im 19jährigen Mittel fielen 1484 mm
(Verteilung
über das Jahr s. Tabelle unter Deutsch-Ostafrika 4). Die Küste von
Deutsch-Ostafrika
ist nirgends regenreicher, ihre Vegetation nirgends üppiger. Trotzdem hat
T. heute nicht viel Malaria. Die Temperaturen T.s unterscheiden sich
von denen Daressalams nur durch die etwas wärmere kühle Jahreszeit. T. ist
uralt, die Araber saßen hier, ehe die
Portugiesen
nach Ostafrika kamen. Von 1889 an
begannen
Europäer hier zu arbeiten. Deren Zahl betrug 1908: 141 bei einer
Gesamtbevölkerung
von 5689. Die entsprechenden Zahlen für 1913 sind 298 (252 männliche, 46
weibliche) und ungefähr 12 000. Schon 1893 wurde von T. aus der Bau der
Usambarabahn begonnen. Im Ort waren 1913 zwölf Handelsgesellschaften und 26 andere
europäische Firmen, etwa fünfzig indische
vertreten; es gab in T. 4 Gasthöfe, Hospital, Apotheke, eine Zeitung,
Bezirksgericht,
Post, Telegraph, Eisenbahndirektion, Hauptzollamt. Der Hafenverkehr betrug
1912: 286 einlaufende Schiffe mit 613 656 Reg. - t, dazu 384 Dhaus mit 10
003 t Rauminhalt. Die Einfuhr hatte 1912 11,994 Mill. M Wert, die Ausfuhr
13,327. In ersterer waren für 2,007 Mill. M Cerealien, 1,233 andere
Nahrungsmittel,
0,442 Getränke, 2,575 Textilwaren usw., 3,254 Metall und Metallwaren aller
Art; die Ausfuhr enthielt für 1,164 Mill. M Kolonialwaren, meist Kaffee,
4,668 Sisal, 6,503 Erzeugnisse der Forstwirtschaft, wovon das meiste Kautschuk.
2. Der Bezirk T. ist 4600 qkm groß. Abgesehen von Ostusambara und den
kleineren
Schollen Usambaras (s.d.) gehört sein Gebiet zum Vorrang
von Deutsch-Ostafrika (s.d. 5); die Landschaft Bondei
(s.d.), die hier liegt, wird von der Grenze zwischen T. und Pangani (s.d. 3) geschnitten. Die Steppe der Wadigo
(s.d.)
und die Umbasteppe (s. Umba) gehören je zur Hälfte zu T. Die Zahl der
Eingeborenen
war Anfang 1913: 108 400; dazu kamen 2393 nichteinheimische Farbige und 581 Europäer. Die Volksdichte betrug
also 24. Die Plantagenwirtschaft
ist in T. älter und ausgebreiteter als sonstwo in Deutsch - Ostafrika, was
nicht zum wenigsten der Usambarabahn zu danken ist. 1908 waren 877 qkm
Landes
an Pflanzungsunternehmungen vergeben; 1909/12 wurden vom Gouvernement
157 qkm verkauft, 583 verpachtet. Heute ist in T. kaum weiteres Land für
solche Zwecke verfügbar. Die Zahl der Plantagen
in T. beträgt etwa 70; 24 Gesellschaften, 72 selbständige Pflanzer waren
hier 1913 tätig. 17 der Betriebe hatten zusammen 259 Rinder,
239 Stück Kleinvieh, 12 Schweine, 124 Esel, 29 Reittiere. Die Eingeborenen hatten 2400
Rinder,
13 490 Schafe, 27 300 Ziegen, 112 Esel, 20
Schweine. - In T. sind 75 Mann der
Polizeitruppe
stationiert, in Jassin an der britischen Grenze besteht ein Zollposten.
Literatur: W. Koert und F. Tornau, Zur Geologie und Hydrologie von
Daremalam und Tanga,
Abh. Preuß. Geol. Landesanst. N. F. 63, 1910.
Karten: Mansa-, Mwambani- und
Tangabucht 1: 50 000, D. Admiral. - K. Nr. 184, 1904. Hafen von Amanda 1: 7500,
Nr. 124, 1910. - Usambara und Küstengebiet 1: 100 000, hgg. vom
Vesuv. 1911/13. Uhlig.
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