Tierformen (s. Tafel 191/92). Der Nichtzoologe
wird in unsern
Kolonien oft Tiere in die Hand bekommen,
die er nicht zu deuten weiß, oder die er in eine ganz falsche Gruppe
stellt.
Namentlich die Küsten bieten des Sonderbaren recht viel. In solchen Fällen
dem Laien eine Hilfe zu geben ist der Zweck dieser Zeilen. An der Hand
einiger
Bilder soll dem Laien über die Hauptschwierigkeiten hinweggeholfen werden.
Einen V ge1 wird auch der Laie wohl in allen Fällen als solchen richtig
erkennen. Aber schon unter den Säugetieren gibt es einige, die ihn
irreführen
können. So gleichen die Wale und Delphine
einem Fisch, die Schuppentiere einem Reptil in hohem Grade.
Der Laie achte deshalb darauf, daß bei Walen und Delphinen die
Schwanzflosse
wagerecht steht, bei Fischen (wenn sie nicht fehlt) senkrecht, daß beim
Schuppentier und Verwandten der Bauch behaart ist, bei Kriechtieren
dagegen
mit Schildern oder Schuppen bekleidet ist. - Eine beinlose Eidechse
gleicht
einer Schlange in hohem Maße, läßt sich aber leicht dadurch unterscheiden,
daß der Körper nicht mit quer über den Bauch verlaufenden Schildern,
sondern
wie der Rücken mit kleinen Schuppen bedeckt ist. Einen mit Brustflossen
versehenen Fisch wird der Laie sofort als solchen erkennen. Fehlen die
Brustflossen,
so fällt für den Laien ein bequemes Unterscheidungsmerkmal von der
Froschlarve
fort. Bei Fischen ohne Brustflossen ist der Vorderkörper aber niemals
stark
erweitert wie bei der Froschlarve. - Soweit die Schwierigkeiten bei den
Wirbeltieren. Größer werden sie bei den Wirbellosen. Nur das große Heer
der Insekten (s.d.) läßt sich noch
ziemlich
leicht absondern. Auch der Laie wird darin selten fehlen, wenn er
beachtet,
daß die Insekten nie mehr als 3 Beinpaare besitzen und daß zu den Beinen
nur noch zwei meist mehr oder weniger, oft aber auch gar nicht vorragende
Fühler am Kopfe hinzukommen. Von der Dreizahl der Beinpaare gibt es nur
wenige (nach oben nur scheinbare) Ausnahmen. Bei den Raupen
(s. Tafel 67/68 Abb. 24)
könnte der Laie mehr als drei Beinpaare erkennen
wollen, aber nur die drei vorderen sind echt und mit einer Kralle
versehen,
die hinteren sind eigentlich Hauthöcker, die mit vielen Häkchen besetzt
sind. Die Larven vieler Insekten sind beinlos, bilden also eine wirkliche
Ausnahme von obiger Regel. Meist besitzen beinlose Larven die Gestalt und
die Ringelung der Ringelwürmer. Die Zahl der Ringel ist aber
stets eine geringere als bei den Ringelwürmern. Stets sind weniger als 15
Körperringe vorhanden. Auch bei den Schildläusen, welche wie kleine
Schildchen
oder Höckerchen an Blättern, Stämmen und Früchten sitzen und gewöhnlich
von Ameisen fleißig besucht werden, fehlen
die Beine bisweilen gänzlich. – Nach Absonderung der Wirbeltiere und
Insekten
beginnen die Hauptschwierigkeiten für den Laien. Namentlich die
Wasserbewohner
und unter diesen besonders die Meerestiere werden ihm oft zu schaffen
machen.
Wir wollen zunächst die Landbewohner weiter durchgehen. Unter den
Landtieren
besitzen außer den schon genannten Insektenlarven, den Schlangen und Schleichen die Schnecken und Würmer keine Beine. Die Schnecken
(s.d.) besitzen aber stets, auch wenn das Gehäuse fehlt, eine flache
Fußsohle
zum Kriechen. Bei den Würmern fehlt die Fußsohle und im Gegensatz zu den
Wurmschlangen fehlen Schuppen und Schilder
auf der Haut gänzlich. - Dann bleiben von Landtieren nur die Tausendfüßer (s.d.), Krebse (s.d.) und Spinnentiere
(s.d.) übrig. Die Tausend- und Hundertfüßer
haben mehr als 7 Beinpaare, die Landkrebse höchstens 7, die Spinnentiere
4. Bei den Tausendfüßern (s.d.) befinden sich an jedem Körperring zwei
Beinpaare
(s. Tafel 191/92 Abb.
8), bei den Hundertfüßern oder Skolopendern (s.d.)
an jedem Ring ein Paar (s. Tafel 191/92 Abb. 9). Bei den
Asseln und den
oft am Meeresufer hüpfenden Flohkrebsen sind 7 Beinpaare und zwei Paar
Fühler
vorhanden, bei den Landkrabben und
Spinnentieren
5 oder 4 Beinpaare. Die Landkrabben (zu denen auch viele Einsiedlerkrebse, z.B. Coenobita perlatus
von Neu- guinea, Tafel
191/92 Abb. 10 gehören) und Skorpione (s. Tafel 191/92 Abb. 17) besitzen
zwei
mächtige Scheren. Bei den Landkrabben kommen zu den Scheren noch Fühler
und gestielte Augen hinzu, die den Skorpionen fehlen. Bei den andern
Spinnentieren
(s.d.) sind, statt der echten Scheren, außer den vier Beinpaaren zwei mehr
oder weniger vor- stehende Taster vorhanden (s. Tafel 191/92 Abb. 1.3 bis
16, 18 u. 19). - Unter den Wassertieren sondern wir zunächst diejenigen
ab, die einer Unterlage fest angewachsen oder angeheftet sind. Es gehören
dahin einige mit Byssusfäden oder mit einer der zwei gegeneinander
beweglichen
Schalenklappen festsitzende Muscheln, dann einige Schnecken, die, mehr
oder
weniger schildförmig, einem Stein usw. fest aufsitzen. Bei den
Käferschnecken
(Chiton) besteht der Schild aus mehreren Schalenstücken (s. Tafel 191/92
Abb. 22). Ferner gehören dahin einige Seeigel
(s. Tafel 191/92 - Abb.
5) mit Kalkstacheln, die sich zum Teil sehr fest
anheften können. - Richtig angewachsen sind eigenartige Krebse, die
Seepocken
(Balanus, Tafel 191/92
Abb. 12) und die Entenmuscheln (Lepas, Tafel 191/92
Abb. 11). Aus einer von beweglichen Kalkplatten umgebenen Mundöffnung
kommen
bei ihnen sog. "Rankenfüße" hervor. Mehr unregelmäßig gebaut, weil meist
zu Tierstöcken vereinigt, sind die sog. Pflanzentiere
(s.d.). Die Einzeltiere besitzen bei ihnen entweder einen Tentakelkranz
um eine Mundöffnung oder verschieden große Poren zum Ein- und Ausstrudeln
des Wassers. Zu den Pflanzentieren gehören besonders auch die Korallen (s.d. u. Tafel 191/92 Abb. 2 u. 3). -
Würmer
mit einem Tentakelkranz, die in mehr oder weniger festen Röhren stecken
und Pflanzentieren oft sehr ähnlich sind, lassen sich von diesen leicht
dadurch unterscheiden, daß man sie aus ihren Röhren heraustreiben kann,
daß sie also nicht mit ihren Röhren verwachsen sind. - Unter den nicht
angewachsenen
und nicht fest angehefteten (oft aber frei in einer. Röhre lebenden)
Wassertieren
zeichnen sich die Krebse (s.d.) durch paarige, gegliederte Beine aus.
Beiden
Würmern (s.d.) mit bilateralsymmetrischem Bau sind statt der Beine an den
Körperseiten höchstens Hautfortsätze oder Borsten vorhanden. Die Haut ist
bei ihnen zart und der Körper meist sehr gestreckt. Selten ist der Rücken
mit Schuppen bedeckt. - Die Tintenfische (s.d.) besitzen wohlentwickelte
Augen und Fangarme mit Saugnäpfen (s. Tafel 191/92 Abb. 24). --- Die
stets
freischwimmenden Salpen (s.d. u. Tafel 191/92
Abb. 20) besitzen einen durchscheinenden Körper, in dem stets Ringmuskeln
erkennbar sind. Ebenso bestehen die Quallen und Schwimmpolypen aus einer
wasserreichen durchscheinenden Masse. Auch sie schwimmen frei umher und
zeichnen sich außerdem stets durch Tentakeln aus. Während aber die Quallen
(s.d. u. Tafel 1.91/92
Abb. 1) meist einen strahligen, scheibenförmigen
oder kugeligen Bau besitzen, ist der Körper der Schwimmpolypen mehr oder
weniger unregelmäßig gebaut. - Von strahligem Bau, aber mit derber,
Kalkteilchen
enthaltender Haut versehen sind die am Meeresboden lebenden Stachelhäuter
(s.d. u. Tafel 191/92
Abb. 4 bis 7). Zu ihnen gehören auch die mehr oder
weniger walzigen Seegurken (s. Tafel 191/92
Abb. 6), die am Vorderende meist mit zerteilten Tentakeln versehen sind
und sich durch ihre massigere Gestalt und die Kalkkörper in der Haut von
den Würmern unterscheiden. Nach Abscheidung aller dieser Tiergruppen
bleiben
mir noch die Weichtiere oder Mollusken
übrig, die als "Schnecken" (s.d.) keineswegs immer ein Gehäuse besitzen.
Andererseits besitzt der mit den Tintenfischen verwandte Nautilus
(s.d. u. Tafel 191/92
Abb. 23) ein Gehäuse, das denen der Schnecken ähnlich
ist. Aus der Mündung ragen aber bei ihm Fangarme vor, und das Gehäuse
zerfällt
in zahlreiche Kammern. Die Muscheln
(s.d.) besitzen stets zwei Schalenklappen.
Diese sind aber bisweilen sehr klein und mit einer Kalkröhre fest
verwachsen
(Gießkannenmuschel). Bei dem Schiffsbohrer (s.d.), dessen Körper ebenfalls
in einer Kalkröhre steckt, dienen die beiden geriefelten Schalenklappen
als Bohrapparat.
Literatur: F. Dahl, Kurze Anleitung zum wissenschaftlichen Sammeln
und zum Konservieren von Tieren. 3. AufZ. Jena 1914.